Dienstag, 7. Juni 2011

Gebrauchtwagen-Check: Mitsubishi Pajero V20 - Diebesgut

Das ist noch eine Linie, die den Namen verdient:
Allrader Pajero V20 im gehobenen Dress mit Anbauten
Mitsubishi nannte zuerst ein Fahrzeug Pajero, dann zwei… Irgendwann hieß so ziemlich alles, was mehr als eine angetriebene Achse hatte, bei Mitsubishi vorsichtshalber Pajero - ein Name, der in Deutschland immer gerne Patschero ausgesprochen wird, während ein röchelndes Pachero es eher trifft.
 
Der V20, den Mitsubishi ab 1991 importierte, ist jedoch der zentralste Pajero von allen – er brachte den absoluten Durchbruch.

Woran lag das?
Einerseits war der Pajero für einen Wagen dieser Größe schier abartig geländegängig, wie auch zahlreiche Siege im Motorsport demonstrieren sollten, andererseits ging er einfach nicht kaputt – eigentlich ein einfaches Rezept, aber wirkungsvoll - auch dem Toyota Landcruiser half dies zu einer großen Fangemeinde.
Was Zuverlässigkeit und Solidität angeht, befinde sich der Pajero V20 ziemlich genau direkt hinter dem Landcruiser und dem frühen Mercedes G. Das ganze findet sich hier zudem in Paarung mit einer wundervoll übersichtlichen Karosserie und gut nutzbarem Laderaum, gepaart mit einem sehr klassenlosen Erscheinungsbild. Mit dem Pajero V20 fühlten sich über lange Jahre Förster ebenso gut gekleidet wie krawattenbehangene Abteilungsleiter.
Die späten V20-Allrader wirken eher gediegen
Dasselbe gilt übrigens auch für den Fahrbetrieb – hier leistete der Pajero echte Pionierarbeit und vereinte das bereits erwähnte unglaublich gute Geländefahrveralten mit einem sehr erhaben und komfortabel daher kommendem Auftritt auf der Straße – auch bei höheren Geschwindigkeiten, die er mit den größeren Motorisierungen von 3000 und sogar 3500 Kubik schmerzlos erreicht.
Mit beledertem Innenraum und ähnlichen Features konnte der Pajero für die gehobene Zielgruppe ebenso gut UpperClass Allrader spielen, wie er mit seinen schlichteren Ausstattungen grobes Forstschuhwerk willkommen hieß.
Unterstützt wird dieser Teil seiner Rolle ab den frühen 90ern von Mitsubishi dadurch, dass mit einem Mal verstärkt Luxus-Details in den Markt gebracht werden, die dafür sorgen, dass der Pajero sich immer mehr mausert – zwar sind Förtsre-Ausstattungen erhältlich, gegen Ende der Laufzeit des V20 jedoch sind Leder, KlimaAutomatik, Getriebeautomatik, etc. jedoch häufiger an Bord zu finden als schmutzabweisende Fussmatten. Zudem wird der Pajero mit den Jahren sehr teuer, was sich einerseits auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch heute spiegelt – was sich jedoch schlimmer in seinen schier abartigen Diebstahlszahlen niederschlägt.
Versprüht heute schon Youngtimer-Charme:
Allrader der ersten Stunde und sein Arbeitsplatz

Ab spätestens 1997 ist der Pajero daher neben dem Patrol bei Versicherungen das meistgehasste Auto – bei kaum einem Wagen lohnt sich daher der Vergleich verschiedener Versicherungen mehr als hier. Nichts am Pajero ist teurer als die Versicherung. Zwar schluckt der Wagen – speziell als 3000V6 auch jede Menge Sprit – der jedoch fällt zumindest nur dann an, wenn man den Wagen auch bewegt – wenn er steht wollen die Versicherungen aber auch schon große vierstellige Summen im Jahr haben – einer der Gründe, warum manch ein Pajero schneller wieder abgestossen wird als geplant…


Da das Nachfolgemodell Pajero V60 nochmals entschieden mehr Speck angesetzt hatte, wurde der Pajero zunächst als Hyundai Galloper wieder ins Programm aufgenommen, phasenweise dann nur als Galloper oder auch als Mitsubishi Galloper, der einen reissenden Absatz bei den Kunden fand, denen der 2000er Pajero einfach 2 Nummern zu luxuriös und teuer und darüber hinaus kaum noch als geeignet für den ernsthaften Geländeeinsatz erschien.
Seit der Einstellung des Gallopers durch Hyundai lebte der V20 dann sogar ein drittes Leben als Pajero Classic – eben ein unverwüstlicher Typ.

Worauf muss man achten?
Richtig nervzehrend ist beim Pajero eigentlich nur der Auspuff, der sowohl gerne korrodiert, vor allem beim 2800er Diesel oder eben auch gerne mal aufsetzt. Sonst trägt der Pajero nur wenig Blessuren aus dem Geländebetrieb davon, rostet aber natürlich deutlich lieber als ein Golf 3. Im Bereich der Heckklappe und der Türunterkanten gibt es diesen üblichen Rostbefall, der jedoch im Regelfalle nicht die Dimensionen des frühen Isuzu Trooper erreicht, der hier eine unfreiwillige Berühmtheit darstellt.

Preise
Daheim im Schlamm: Pajero v20 Allrader im
Wettkampf mit den Elementen -
normalerweise siegt der Mitsubishi
Preislich liegt der Pajero einen Hauch unter dem Landcruiser. Zudem gibt es ein West-Ost-Gefälle bei den Preisen. Ansonste gilt wie bei vielen Allradern: Am Ende entscheidet der Zustand. Der Pajero V20 Allrader war darüber hinaus auch ein beliebtes Objekt für komplexe umbauten, die die Preise in beide Richtungen treiben können.

Lebenserwartung
Ein vernünftig gewarteter Pajero V20 schafft in der Regel bequem 250.000, die 2.5er Diesel auch mehr ohne größere Ermüdungserscheinungen. Der 3500er neigt leider zu unklaren Elektrikdefekten, die Benzinzufuhr ist nicht so verlässlich, die verbauten Automatikgetriebe hielten nicht allen Nutzungen stand - der Diesel ist in einem Auto dieser Gewichts- und Luftwiderstandsklasse jedoch ohnehin die erste Wahl.

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